Narkose

In fast jedem Haustierleben steht früher oder später ein medizinischer Eingriff an, der nur unter Narkose erfolgen kann. Unwichtig, ob ein Routineeingriff geplant ist oder in Folge eines Unfalls das geliebte Haustier notfallmäßig operiert werden muss.

Jede Narkose jedoch auch ein gewisses Risiko für den tierischen wie auch für den menschlichen Organismus mit sich. Deswegen sind die meisten Tierbesitzer in Sorge um das Wohlbefinden ihres geliebten Vierbeiners.  Jeder Patientenbesitzer wie auch wir wünschen die sanfteste und risikoärmste Narkoseart für Ihr Familienmitglied. Wann wird eigentlich eine Narkose eingesetzt & welche Formen der Narkose gibt es mittlerweile?

Ein Eingriff in Narkose ist oftmals nicht nur dann notwendig, wenn unmittelbar ein chirurgischer Eingriff bevorsteht. Auch bei der Behandlung von Zähnen und wenn auch selten bei der Aufnahme von Röntgenbildern ist diese Notwendig. Die Schmerzausschaltung, Muskelerschlaffung und der ,,tiefe Schlaf, ist das, was mit einer Narkose in Verbindung steht. Zur Hilfe stehen dabei sogenannte Narkotika und Anästhetika. Diese heben vorübergehende die Funktionen der Nervenzellen auf, da Narkotika direkt im Gehirn auf das zentrale Nervensystem wirken.

Narkotika nehmen ebenfalls Einfluss auf andere Körperfunktionen, wie z.B. auf die Atmung, den Magen-Darm-Trakt und auf Herz & Kreislauf.

Damit unerwünschten Wirkungen wie etwa Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Atemdepression oder im schlimmsten Fall – Herz-oder Atemstillstand auftauchen, so steht die Überwachung dieser Funktionen während der gesamten Dauer des Eingriffs sorgfältig in Überwachung. Es stehen grundsätzlich vier verschiedene Narkosearten zur Verfügung.

Aus der Humanmedizin kennen Sie sicher die Inhalationsnarkose als eine der sichersten Formen. Sollte Ihr Tierarzt die narkoseform nicht anbieten, kommen Sie jederzeit gerne zu uns.

Vor der Inhalationsnarkose wird zunächst über einen Venenkatheter ein kurz wirksames Sedativum verabreicht, auf das in kürze ein Kurznarkotikum wie z.B. Propofol gespritzt folgt. Dies wird gemacht, um Ihren Hund oder Ihre Katze behutsam in einen Tiefschlaf zu versetzten. Anschließend wird achtsam intubiert. Dann wird die Narkose mit einem Narkosegas wie z.B. Isofluran gemischt mit  Sauerstoff fortgeführt. Dies gelangt über den Tubus in die Lunge um somit zusätzlich Schutz vor Verschlucken zu bieten. Die Menge und Art der Narkosemittel werden individuell in jedem Fall auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt und ihre Verabreichung wird fachgerecht überwacht. Dies ist notwendig um das gefürchtete Narkoserisiko so gering wie möglich zu halten. In Notfällen kann die Narkose sofort abgebrochen und der Patient künstlich mit Sauerstoff beatmet werden. Komplikationen treten bei der Inhalationsnarkose eher sehr selten auf!

Die Gabe eines Gegenmittels zum Aufwachen nach dem Eingriff ist nicht notwendig, da das Narkosemittel über die Atmung aus dem Körper ausgeschieden wird. Die Tiere wachen fast immer sehr zügig wieder auf und bekommen dann zusätzlich Schmerzmittel, je nach Operation verabreicht.

Die Totalintravenöse Narkose wie auch die Inhalationsnarkose auch sehr gut steuerbar. Hier wird auch zunächst ein Venenkatheter gelegt, über den stetig kurz wirksame Narkosemittel verabreicht werden können. Vielleicht kennen Sie Propofol, dass grundsätzlich nur intravenös verabreicht werden kann. Dies kommt oftmals neben anderen Präparaten sehr häufig zum Einsatz.

Katzen lass sich manchmal ungerne einen Venenkatheter legen. In diesen Fall kann eine Injektionsnarkose nötig sein, die dann mithilfe einer Gasnarkose fortgeführt wird.

Injektionsnarkose

Hier wird das Narkosemittel/Sedativum direkt in den Muskelapparat oder in die Vene gespritzt. Es vergehen einige Minuten, bis der Patient für ca. 30 bis 60 Minuten einschläft. Nach dem Aufwachen kann es mehrere Stunden dauern, bis das Tier vollkommen wach wird. Die meisten Patienten wirken sehr desorientiert, können sich nur schwankend fortbewegen und erbrechen sich oft.

Zum Aufwachen wird in der Regel ein Gegenmittel gespritzt. Für das häufig eingesetzte Narkotikum Ketamin gibt es jedoch kein Gegenmittel. Das Präparat muss über die Nieren ausgeschieden werden, was insbesondere bei Patienten mit Niereninsuffizienz gefährlich werden kann.

Anders als die vorgenannten ist die Injektionsnarkose wenig steuerbar und damit deutlich risikobehafteter. Die verabreichten Mittel müssen von Niere und Leber verstoffwechselt werden und sind dementsprechend weniger schonend. Bei sehr kurzen Eingriffen, wie der Kastration bei Katern, kann eine Injektionsnarkose ausreichend sein – sie ist günstig.

Kurznarkose/ Sedierung

Die Kurznarkose wirkt sehr schnell; die Wirkung tritt innerhalb von Sekunden ein und kann ebenso rasch mit der Gabe eines geeigneten Gegenmittels wieder aufgehoben werden.

Eine solche Kurznarkose wird oft zur Erstellung eines Röntgenbildes oder bei Tieren, die sich gegen die Blutabnahme oder andere Behandlungen massiv wehren, eingesetzt.

Narkoserisiko

Ein Großteil der genannten Zwischenfälle wie Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Atemdepression oder im schlimmsten Fall – Herz-oder Atemstillstand kann durch immer bereitstehende Medikamente und Hilfsmittel erfolgreich bekämpft werden, z.B. durch Sauerstoffzufuhr, Beatmung, Infusion, die Verabreichung von blutdruck- oder kreislaufstabilisierenden Medikamenten oder Antiarrhythmika.

Das Legen eines Venenkatheters z.B., stellt sicher, dass wir immer Zugang zum Kreislauf haben und eine Dauertropfinfusion verabreichen können, um den Blutdruck stabil zu halten und die Ausscheidung der Anästhetika zu beschleunigen.

 Zudem wird Ihr Liebling intubiert, d.h. ein „Schlauch“ wird in die Luftröhre eingeführt, um die Atemwege freizuhalten und im Notfall auch beatmen zu können. Zusätzlich schützt der Tubus – einmal gelegt – davor, dass Nahrungsbrei oder Speichel während der Narkose in die Luftröhre gelangen können. Während des gesamten Eingriffs überwacht das OP Team über Monitore kontinuierlich die Herz-, Kreislauf- und Atemfunktion, so dass wir bei der geringsten bedenklich erscheinenden Veränderung sofort eingreifen können.

Zuhause

Aber auch als Tierhalter können Sie zuhause für eine optimale Vorbereitung sorgen und so dazu beitragen, das Narkoserisiko zu minimieren:

Weil die Narkotika auf den Magen-Darmtrakt und Gleichgewichtssinn wirken, kann es zum Erbrechen kommen. Da das Tier schläft und auch der Schluckreflex ausgeschaltet ist, kann es in der Einschlaf- und Aufwachphase zum Aspirieren, d.h. zum Einatmen von Erbrochenem kommen. Schwere Komplikationen sind die Folge:  es kann zum Tod durch Ersticken oder zur Lungenentzündung kommen. Achten Sie also darauf, dass Ihr Tier 12 Stunden vor der Operation keinerlei Futter bekommt, um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten. (ausgenommen hiervon sind Heimtiere – diese müssen bis zum Zeitpunkt der OP aufgrund ihres anders gestalteten Magen-Darm-Traktes fressen!).  

Idealerweise geben Sie Ihrem Tier vor der Narkose noch einmal Gelegenheit, die Blase und den Darm zu leeren. Toben ist nun tabu, denn der kleine Patient sollte ausgeruht und mit normaler Herz- und Atemfrequenz zum Narkosetermin erscheinen.  

Postoperativ/nach Narkose

Die Erholungsphase richtet sich nach Art des Eingriffs und nach dem Alter und Gesundheitszustand des Patienten. Das junge, gesunde Tier erholt sich nach einem kurzen Routineeingriff wie z.B. einer Kastration natürlich deutlich schneller  als ältere, nieren- oder herzkranke Hunden oder Katzen.

Grundsätzlich sollte das Tier in einer ruhigen Umgebung gehalten werden. Bieten Sie Wasser an. Zu welchem Zeitpunkt Ihr Tier nach der Operation das erste Mal Futter erhalten darf, ist von der Art der Operation/des Eingriffes abhängig und sollte individuell mit Ihrem Tierarzt besprochen werden. Ist es dann so weit, gilt in der Regel: Versuchen Sie zuerst eine kleine Portion. Bleibt die im Magen, darf‘s ein bisschen mehr sein.

Freigänger Katzen bleiben besser die nächsten 48 Stunden daheim, die Nachwirkungen der Narkose schränken ihre Koordinationsfähigkeit zu stark ein, was sie draußen in gefährliche Situationen bringen könnte. 

Sehr junge oder sehr kleine Haustiere mit wenig Körperfett frieren leicht. Hier tut eine Wärmflasche (Wassertemperatur nicht höher als 38°C) gute Dienste. Bedenken Sie, dass Tiere mit Übergewicht die Narkosemittel langsamer ausscheiden. In jedem Fall müssen die verordneten Medikamente in der besprochenen Dosierung und Regelmäßigkeit verabreicht werden, damit Ihr vierbeiniger Freund schnell wieder gesund wird. Sprechen Sie mit uns, falls die Tablettengabe nicht problemlos gelingt. Wir zeigen Ihnen gerne ein paar Tricks.