Vergiftung Chloralose

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Vergiftungen mit alpha-Chloralose bei Katzen und Hunden

Alpha-Chloralose wird als chemisches Bekämpfungsmittel gegen Nager und Vögel eingesetzt und ist im Handel in Köderform erhältlich. Neben den Zieltierarten kann das Mittel auch bei Katzen, Hunden und anderen Tierarten zu schweren Vergiftungserscheinungen und zum Tod führen, wenn sie es aufnehmen. Da der Wirkstoff erst seit einiger Zeit vermehrt eingesetzt wird, sind die Auswirkungen bisher noch nicht weitreichend unter Tierhaltern und Tierärzten bekannt. Diese Informationen sollen dazu dienen, für das Thema zu sensibilisieren und dabei helfen, mögliche Fälle von Vergiftungen mit alpha-Chloralose rechtzeitig zu erkennen. Wirkmechanismus Alpha-Chloralose ist ein Kondensationsprodukt aus dem Narkosemittel Chloralhydrat und Glukose. Die Köderform ist meist mit Mehl oder Getreide vermischt oder als Paste verarbeitet. Bei Tieren, die den Wirkstoff aufnehmen, kommt es zu einer Beeinträchtigung der Temperaturregulation und infolgedessen zu einem starken Abfall der Körpertemperatur, der letztendlich zum Tod führt. Nach Herstellerangaben sollen die Köder zur Bekämpfung von Schadnagern nur während der kalten Jahreszeiten ausgelegt und in geschlossenen Räumen verwendet werden, zu denen andere Tiere und Kinder keinen Zugang haben. Entweichen die vergifteten Nagetiere jedoch oder werden die Köder auch in der Außenwelt ausgelegt, stellen sie schnell eine Gefahrenquelle für andere Tiere dar. Aufnahme durch Katzen und Hunde Vor allem Katzen, aber auch Hunde, kommen mit dem Wirkstoff in Kontakt, wenn sie die vergifteten Nagetiere fressen, die eine leichte Beute darstellen. Hunde (ggf. auch Katzen) nehmen manchmal auch den Köder direkt auf. Auch Wildtiere (z. B. Füchse, Greifvögel) können durch Beutetiere, die alpha-Chloralose aufgenommen haben, betroffen sein. Die minimale letale Dosis bei einer Katze liegt bei etwa 100 mg/kg Körpergewicht. Geht man von einem durchschnittlichen Gewicht von 4 kg bei einer Hauskatze aus, wären 10 g Köder genug, um die letale Dosis zu erreichen – diese Menge kann sich ggf. schon im Magen einer vergifteten Maus befinden. Bei Hunden liegt die letale Dosis mit 600 – 1.000 mg/kg Körpergewicht deutlich höher. Erste Symptome einer Vergiftung mit alpha-Chloralose sind nach 30 Minuten bis vier Stunden zu erwarten und können sich äußern in Hyperästhesie gegenüber äußeren Reizen (Übererregbarkeit), Krämpfen, Muskelzittern, Ataxien, Hypersalivation (vermehrtem Speichelfluss; v. a. Hund), Miosis (verengte Pupillen), Abgeschlagenheit bis hin zum Koma und Atemnot durch bronchiale Hypersekretion. Katzen können nach dem Fressen einer Maus, die alpha-Chloralose aufgenommen hat, Synkopen bis hin zu komatösen Zuständen zeigen und heftige Krämpfe entwickeln. Unkontrollierter Harn- und Kotabsatz können erste Anzeichen sein. Das Entwickeln einer Hypothermie (Untertemperatur; <38 °C) ist besonders typisch und wird v. a. bei Katzen beobachtet. Diese kann unbehandelt auch zum Tod der Tiere führen und wird bei kalten Außentemperaturen beschleunigt, was besonders bei Freigänger-Katzen
dazu führen kann, dass diese zu spät oder gar nicht gefunden werden. Bei Hunden kann teilweise auch eine erhöhte Körpertemperatur (Hyperthermie) beobachtet werden, die wahrscheinlich durch neurologische Symptome wie Krämpfe und Muskelzittern verursacht wird.
Medizinische Maßnahmen
Sollte der Verdacht bestehen bzw. das Tier Symptome zeigen, die für eine Aufnahme von
alpha-Chloralose sprechen, sollte es umgehend in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden.
Ein direktes Gegenmittel gibt es nicht, daher müssen die Tiere v. a. symptomatisch behandelt werden. Liegt die vermutete Aufnahme der Substanz noch nicht lange zurück und ist das
Tier bei Bewusstsein, kann ggf. Erbrechen eingeleitet oder eine Magenspülung durchgeführt
werden, um den Köder bzw. das vergiftete Beutetier aus dem Magen zu eliminieren. Auch
der Einsatz von Aktivkohle kann indiziert sein, um die Giftstoffe im Magen-Darm-Trakt zu binden und schneller auszuscheiden. Ansonsten sind v. a. weitere symptomatische Maßnahmen, wie Infusionen, Wärmezufuhr, ggf. Behandlung der neurologischen Symptome, essenziell. Wird die Vergiftung rechtzeitig erkannt und das Tier zeitnah behandelt, ist die Prognose
für das Überleben gut bis sehr gut. Ein toxikologischer Nachweis der alpha-Chloralose, z. B.
aus Serum, Urin oder Mageninhalt, ist möglich. Eine nötige Therapie sollte aber unbedingt
schon vor der Bestätigung des Verdachts erfolgen.
Frei verkäufliche Präparate
In Deutschland können aktuell folgende Präparate mit alpha-Chloralose erworben werden
(kein Anspruch auf Vollständigkeit):
▪ Firma Neudorff: Sugan (Körner, Paste)
▪ Firma Substral: Celaflor, Celaflor Alpha P, Celaflor Alpha C
Fazit
Alpha-Chloralose als mögliche Vergiftungsquelle bei Haustieren ist bisher noch wenig bekannt. Bei Verdacht oder möglichen Symptomen sollte umgehen tierärztlicher Rat eingeholt
werden. Für die behandelnden Tierärztinnen und Tierärzte kann es hilfreich sein, wenn Besitzerinnen und Besitzer auf eine mögliche Vergiftung mit alpha-Chloralose hinweisen. Bei
der Bekämpfung von Nagetieren und Vögeln müssen Abwehrmaßnahmen verwendet werden, die der Umgebung und anderen Tierarten nicht schaden.
Quellen
– CliniTox Giftsubstanz: alpha-Chloralose – Kleintier (uzh.ch)
– Rattengift/Mäusegift „Alpha-Chloralose“: Vergiftung bei Katzen und Hunden (fellomed.de)
– Segev G, Yas-Natan E, Shlosberg A, Aroch I. Alpha-chloralose poisoning in dogs and cats: a retrospective study of 33 canine and 13 feline confirmed cases. Vet J. 2006 Jul;172(1):109-13. doi:
10.1016/j.tvjl.2005.02.030. PMID: 16772135.
– Lees P & Pharm B (1972) Pharmacology and toxicology of alpha-chloralose: a review. Vet Rec 91,
330-333

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